"Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben." (Mt. 25, 35)

Am Ende der 5. Woche der Großen Fastenzeit, wenn wir das Gedenken der Heiligen Wüstenmutter Maria von Ägypten feiern, die Gott durch seine überaus große Barmherzigkeit in ihrer Selbsterniedrigung erhöht hat, ereignete sich mit dem Segen von s.E. Metropolit Antonii, in diesem Jahr ein besonderes Treffen in unserer Gemeinde. Prof. Dr. Assaad Elias Kattan, Professor für orthodoxe Theologie an der Universität Münster, folgte unserer Einladung und Bitte, unser Verständnis zum Thema "Gottes Barmherzigkeit und unsere Nachfolge" zu vertiefen, da neben dem Fasten und Beten das Ausüben von Barmherzigkeit gerade in der Großen Fastenzeit vermehrt ausgeübt werden sollte. Prof. Kattan ermunterte uns mit seinem großen Einfühlungsvermögen und seinem Erfahrungsschatz in der Bibelauslegung, uns gemeinsam mit der Stelle aus dem Matthäusevangelium zum "Letzten Gericht" (Mt. 25, 31-46) auseinanderzusetzen und seinen Platz im liturgischen Zusammenhang (Vorfastenzeit) und im Zusammenhang des Evangeliums (mehrere Gleichnisse über das Kommen des Herrn) zu erkennen und zu würdigen.

Es sei weder Zufall, wann im Kirchenjahr unserer geliebten orthodoxen Kirche eine bestimmte Evangeliumsstelle gelesen werde, noch sei es Zufall, in welchem Zusammenhang sie in der Bibel stehe. So konnten wir am Ende der Bibelarbeit die Hilfestellung erkennen, die uns sowohl die Kirche bei der Textauswahl, als auch die Evangeliumsschreiber bei der Reihenfolge ihres Berichtes an die Hand geben, um Gottes Wort und Wille für uns besser zu erkennen. In Vorbereitung auf das Osterfest, bei dem sich alle Getauften an ihren Taufauftrag erinnern sollen, wurde uns schließlich bewusst, was es unter anderem bedeutet, dass wir mit dem Taufkleid in das "Kleid des Königs" gehüllt werden: Dass wir nämlich wie ein gerechter König Barmherzigkeit üben sollen mit den Armen, Fremden, Notleidenden, Unterdrückten und Gefangenen. Christus selbst ist der gerechte König, aber da wir in Seinen Tod und Seine Auferstehung getauft sind, da wir der Leib Christi sind, haben auch wir Anteil an Seinem Königtum und seinem Auftrag durch die Gnade des Heiligen Geistes, der uns täglich bei unseren Werken leitet und beisteht, damit sie zur Ehre Gottes dienen. So mündete dann auch unser Treffen in die gemeinsame Feier der Auferstehungsvesper und Morgengottesdienst mit Heiliger Liturgie, in der wir uns selbst und einander und unser ganzes Leben Christus, unserm Gott, hingeben.

Autorin: Katharina Strauch
Übersetzerin: Velina Weber